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Waking Life

Schonmal einen "Traum im Traum" gehabt? Ich nicht, aber wie sich das wohl anfühlen mag, das könnte "Waking Life" ganz gut vermitteln.

Filmplakat

Der Film beginnt mit 2 kleinen Kindern beim Spielen und dem bedeutungsschwangeren Satz "Träumen ist Schicksal". Um dieses Thema dreht sich auch praktisch die gesamte Handlung. Ein junger Mann treibt in seinen Träumen in relativ zusammenhangslosen Szenerien zwischen allerlei Gestalten, die mit ihm über das Leben, Träume, Realität, die Gesellschaft oder Glauben reden. Zwar wacht er zwischendurch immer mal wieder auf, allerdings nur um festzustellen, dass er offenbar nur in einen weiteren Traum gelangt ist.

Um es vorweg zu nehmen: Regisseur Richard Linklater mutet dem Zuschauer hier allerhand zu, der Film ist sehr gewöhnungsbedürftig in zweierlei Hinsicht. Die offensichtliche ist seine Optik. "Waking Life" wurde komplett mit Schauspielern gedreht und geschnitten und anschließend animiert. Die Bilder sind dadurch sehr unruhig, die (Zeichen-)Stile sind sehr vielfältig, bewegen sich von realitätsnah bis stark abstrahiert. Allerdings bietet diese Technik auch neue dramaturgische Möglichkeiten, wenn beispielseise ein wild gestikulierender Sprecher mit den Händen seine Worte im wahrsten Sinne "untermalt".

Andererseits ist der Film aber ungeeignet, falls man etwas sucht, um sich berieseln zu lassen. Die Mono- und Dialoge (der Protagonist nimmt mit fortschreitendem Film immer mehr Einfluss in die Gespräche) sind anstrengend und erfordern viel Aufmerksamkeit. Den meisten gezeigten Figuren ist nicht daran gelegen, das Gesagte auf den Zuschauer einwirken zu lassen, bis er sich eigene Gedanken dazu machen konnte. Stattdessen wird man innerhalb kürzester Zeit mit einer Vielzahl von Eindrücken und Meinungen konfrontiert, die in ihrer Menge schwer verdaulich sind.

Dies ist auch mein Kritikpunkt an dem Film. Zwar sind die Gespräche durchaus inspirierend, die einen Gedankengänge mehr, die anderen weniger nachvollziehbar. Dennoch bleibt kaum Zeit, das Gesehene und Gehörte zu verdauen, wodurch der Film seine beste Wirkung wahrscheinlich erst dann entfaltet, wenn man ihn mehrfach gesehen hat. Auch (aber das mag der deutschen Synchronisation geschuldet sein) wirken einige Sprecher so, als würden sie nur einen gelangweilten Monolog abhalten, zu dem ihnen allerdings der persönliche Bezug fehlt.

Dennoch kann ich den Film empfehlen für jeden, der gern Dinge hinterfragt, sich Gedanken über das Leben macht und einen Hang zum Träumen hat. Man muss die gebotenen Ansichten nicht alle teilen, stattdessen eher hinterfragen und sich seine eigenen Gedanken machen. Aber genau dazu schafft es der Film auch anzuregen.

8 von 10 Punkten