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V wie Vendetta

Gestern war Videoabend und auf dem Programm stand u.a. "V wie Vendetta", ein Film der trotz seines mir nicht gerade in positiver Erinnerung gebliebenen Trailers sagenhafte 8.3 Punkte in der IMDb bekommen hat. Na gut, dann schaut man sich's halt mal an…

Filmplakat

Die Geschichte spielt sich im London der nicht allzu fernen Zukunft ab. Während einer nächtlichen Ausgangssperre wird Evey (Natalie Portman) von ein paar "Fingermännern", korrupten Helferlein des Polizeiapparates, die wohl bei ihren Frauen zuhause schon eine Weile nicht mehr punkten konnten, aufgegriffen. Bevor sie sich jedoch ihre Freiheit mit ein paar sexuellen Gefälligkeiten erkaufen muss, erscheint ein heldenhafter Rächer mit langem schwarzem Umhang, der alsbald beginnt, den Anwesenden ein Ohr abzukauen um sie schlussendlich zu vermöbeln.

Bereits hier erschließt sich der Charakter des "V" (Hugo Weaving): Ein vermutlich urhässlicher und daher maskierter Zeitgenosse mit Minderwertigkeitskomplex, der keine Freunde hat und sich deswegen mit wahnwitzigen Aktionen in das Bewusstsein der Menschen drängeln will. Diejenigen, die das Pech haben, mit ihm konfrontiert zu werden, dürfen sich vor ihrem Tod noch eine ganze Weile pseudointelligentes Geblubber anhören, mit monotoner Stimme vorgetragen hinter einer grinsenden Guy-Fawkes-Maske mit Bully-Herbig-Gedenkfrisur, was dem Herrn ungefähr das Charisma eines Daniel Küblböck verleiht.

Abschließend an seine heldenhafte Tat muss sich Evey noch anschauen, wie ihr Retter zu Klängen von Tschaikowsky das "Old Bailey" in einem Feuerwerk sprengt. Offenbar hat sie sich nicht nur einen Langweiler, sondern auch noch einen Terroristen angelacht, der meint mit der Sprengung von ein paar Gebäuden der Menschheit was gutes zu tun… doch das wird erst der Anfang ihrer (zuweilen absurden) Leidensgeschichte sein.

Den Rest sollte sich der geneigte Zuschauer lieber selbst ansehen, oder besser: es lassen. Denn die eigentlich nicht ganz so abwegige Rahmenhandlung eines totalitären Polizeistaates, der seine Bevölkerung zunehmend ihrer Rechte beraubt und sie durch Propaganda unmündig hält, ist zwar nicht neu, aber daraus ließe sich einiges machen. Hier allerdings verkommt es zu einem schwarz gekleideten Outsider, der in ein paar Bullet-Time (oder besser: Dagger-Time) Kampfsequenzen ein paar Bösewichte tötet und dazwischen allerlei Belangloses von sich gibt. Wer sich dabei ein bisschen an die unsäglichen Matrix-Fortsetzungen erinnert fühlt, der weiß auch schon, dass die Herren Wachowski wohl dafür verantwortlich sind. Dazu gibt's ein paar Verschwörungen über eine Regierung, die duch eine üble Seuche ihr eigenes Wahlvolk opfert, um durch gestreute Angst ihre Macht zu etablieren. Spätestens seit dem 11. September 2001 und Anthrax finden solche Theorien ja viele Anhänger…

Eine Menge Fragen stellten sich mir beim Sehen des Films: Warum setzt sich der "Held" eine Grinsemaske auf, die der Ernsthaftigkeit seines Vorhabens nicht gerade Nachdruck verleiht? Woher hat er die Mittel, sich luxuriös einzurichten oder Hunderttausende an Masken und Mänteln zu verschicken? Warum reicht's aber nur für ein paar Buttermesser und Biodünger aus dem Baumarkt, aber nicht für vernünftige Waffen? Wie buddelt ein einzelner Mann einen U-Bahn-Schacht unter das Parlament und verlegt dort Gleise? Was soll der Schwachsinn mit Eveys Entführung gegen Ende des Films? Warum, statt ihrem Peiniger dafür zwischen die Beine zu treten, lässt sich sich anschließend auch noch auf seine Gehirnwäsche ein und verliebt sich gar in ihn?

Aber vor allem: Was treibt Leute dazu, diesen Film auf (momentan) Platz 122 in der Liste der besten Filme aller Zeiten in der IMDb zu wählen, und damit vor Filme wie Ben Hur, Magnolia, Twelve Monkeys etc.? Von mir gibt's für diesen haarsträubenden Schinken jedenfalls nur magere

4 von 10 Punkten