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Das Phantom der Oper

Vorweg: Ich habe nie das Musical selbst gesehen noch das Buch gelesen, daher mute ich mir nicht an, den Film mit einem von beidem zu vergleichen.

Filmplakat

So sitze ich also nun im Kino und der Film beginnt. In beschaulichen Schwarz-Weiß-Szenen wird das Opernhaus gezeigt und eine viele Jahre nach der eigentlichen Handlung spielende Auktion von einigen Gegenständen aus der Oper. Als es zur Versteigerung des opulenten Kronleuchters kommt, wird man durch die altbekannte monumentale Titelmusik des Musicals und eine Menge CGI, die den Staub verfliegen lässt und den Szenen Farbe verleiht, zur eigentlichen Handlung und damit ins Jahr 1870 zurückkatapultiert. Ein sehr stylischer Anfang, der Lust auf mehr macht.

Von nun an wird die Geschichte um Ersatzsängerin Christine erzählt, gespielt von Emmy Rossum, die es schafft, den ganzen Film eigentlich nur mit einem drömeligen Gesichtsausdruck zwischen Staunen und Heulen durchzuziehen. Christine singt nach einem hysterischen Anfall der Star-Diva Carlotta (Minnie Driver, gute überzogene Performance, allerdings schnell nervig) deren Hauptrolle und begeistert mit ihrer Stimme und Sangeskunst das Publikum. Natürlich fragt man sich, woher die einfache Chorsängerin mit dieser Stimme gesegnet wurde: Sie nimmt heimlich Unterricht beim berüchtigten namenlosen Phantom, welches in den Gewölben unter dem Opernhaus sein Unwesen treibt. Allerdings kommt noch der neue Operndirektor Raoul ins Spiel (Patrick Wilson mit einer Frisur wie Bully Herbig… schrecklich), eine Sandkastenliebe von Christine. Diese ist nun hin- und hergerissen zwischen dem charismatischen Phantom, das so sehr in seinen Bewegungen an Antonio Banderas als Zorro erinnert, dass es weh tut, und dem farblosen Raoul, dessen einziger Trumpf zu sein scheint, dass er Christine bereits aus der Jugend kennt.

Wie es sich für eine Musical-Verfilmung gehört, wird hier natürlich eine Menge gesungen. Ich kann Opern und Musicals im Allgemeinen nicht viel abgewinnen, aber ich ertrage sie. Bei "Das Phantom der Oper" wurden meine Gehörgänge aber erheblich überstrapaziert. Mutete der besinnliche Beginn noch nach einem normalen Film an, wird kurz darauf kaum noch ein Satz normal gesprochen. Besonders schlimm: alle Songs wurden auch noch deutsch synchronisiert. Gewöhnt man sich bei gesprochenem Text noch schnell daran, dass Lippen und Stimme nicht zusammenpassen, so drängt sich das bei Gesang derart auf, dass ich bemüht war, während der Lieder gezielt wegzuschauen. Selbst einfachste Sätze ohne Sinn und Reim wurden in eine Melodie gepresst und betont, als währen sie irgendwie von Bedeutung.

Dazu begeistern die Akteure durch stocksteifes Herumstehen selbst bei den bewegendsten Worten und man sehnt wieder die Momente herbei, in denen Regisseur Joel Schumacher lieber mal die Kamera über seine pompöse Ausstattung schweifen lässt, was dem Film von meiner Seite den einzigen Pluspunkt beschert.

Möglicherweise würde mich der Film im Englischen Original eher begeistern, da die Synchronisation mir doch sehr zu schaffen machte. Schließt man die Augen, so kann man den eigentlich schön gewählten Stimmen lauschen (wenngleich die Texte dadurch nicht bewegender werden). Schließt man die Ohren, so kann man sich an den detailreichen Kostümen und Dekorationen erfreuen, denen man anmerkt, dass hier viel Wert auf Ausstattung gelegt wurde. Beides zusammen passt hier aber nicht und kann durch den mageren Plot, der statt in 2,5 Stunden auch in einer hätte erzählt werden können, nicht aufpoliert werden. Der Schluss schafft es gerade so, mich dafür zu entlöhnen anstandshalber doch sitzen geblieben zu sein, und mir ein paar Emotionen zu entlocken. Insgesamt vergebe ich dennoch nur magere

3 von 10 Punkten