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Mein Freund Harvey

Elwood P. Dowd (James Stewart) hat ein Hobby: er genehmigt sich gern ein paar Martinis in einem Lokal Downtown mit seinem Freund Harvey. Die Sache hat nur einen Haken: Harvey ist ein sechs Fuß, dreieinhalb Inch großer unsichtbarer weißer Hase.

Filmplakat

Dieser Hase macht Elwood nun für seine Schwester Veta (Josephine Hull) und Nichte Myrtle Mae (Victoria Horne) zum Problemfall. Wann immer er Harvey vorstellen möchte, weichen geladene Gäste mit versteinerter Mine höflich ein paar Schritte zurück und nehmen die nächstbeste Gelegenheit wahr, sich mit einer fadenscheinigen Ausrede aus dem Staub zu machen.

Da sie mit diesem Umstand nicht mehr länger klarkommt, will Veta Elwood in eine psychiatrische Anstalt einweisen. Doch bei der Aufnahme geht einiges schief, Veta verplappert sich in ihrer Aufregung und wird an Elwoods Stelle für die eigentliche Patientin gehalten.

So schlingert die Handlung von einer komischen Situation in die nächste. Beginnt der Film noch etwas lahm, so gewinnt er doch zunehmend an Fahrt durch witzige Dialoge, die einen feinsinnigen, tiefgründigen Humor haben, statt der heutzutage gern gebrachten One-Liner und platten Zoten.

Es entfaltet sich allmählich eine Gesellschaftssatire, die letztendlich mit Augenzwinkern feststellt, dass Elwood wohl in seinem Umfeld noch der normalste zu sein scheint. Und so langsam fragen sich wohl sowohl Zuschauer als auch die von ihm umschmeichelte Miss Kelly (Peggy Dow), was eigentlich an Harvey so schlimm sein soll. Immerhin ist Elwood ein sehr zuvorkommender und höflicher Mensch, sehr im Gegensatz zu vielen "normalen". Jeder bekommt eine Visitenkarte mit dem Hinweis, welche der beiden Telefonnummern die aktuellere ist, und eine Einladung zu einem Abendessen zu nächstbester Gelegenheit. Bewundernswert scheint auch seine Gelassenheit, er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen (I always have a wonderful time, wherever I am, whoever I'm with).

Der Film vermittelt eine durchweg positive Grundstimmung, der Optimismus und die Höflichkeit des Protagonisten sind ansteckend und nach den guten anderthalb Stunden wird man schmunzelnd von Harvey aus dem Film geleitet.

Die einzigen Kritikpunkte, die ich nach dem Sehen des Streifens habe, ist die nur minimalistische musikalische Untermalung (die allerdings aufgrund der Dialoge kaum auffällt) und die teilweise doch etwas übertriebene Interaktion von Elwood mit seinem unsichtbaren Begleiter. Dennoch ist es ein sehr empfehlenswerter Film, der trotz seines Alters nicht an Charme und Aktualität verloren hat.

'In this world, you must be oh so smart or oh so pleasant.' Well, for years I was smart. I recommend pleasant. And you may quote me.

9 von 10 Punkten