> zur Navigation > zum Inhalt

Hautnah

Vor dem Film fragte ein Freund, worum es in dem Film denn ungefähr geht. Ich wollte entgegnen "ums Poppen", habe mir aber gedacht, als gefühlloses Arschloch dazustehen, wenn ich das in den Kinosaal rufe bei einem Film, der dem Trailer nach eher als romantisches Drama anmutete.

Filmplakat

Der Film beginnt mit der zufälligen Begegnung des Nachrufschreibers Dan (Jude Law) mit der Stripperin Alice (Natalie Portman), die nach einem Unfall Dan sprichwörtlich zu Füßen liegt. Die beiden lernen sich näher kennen und… Szenenwechsel.

Es sind einige Monate vergangen. Dan hat sich nun doch nochmal als Autor versucht und trifft nun bei einem Fotoshooting auf die Fotografin Anna (Julia Roberts). Auch hier springt der Funke schnell über, allerdings ist Anna offiziell noch verheiratet und Dan mittlerweile glücklich mit Alice zusammen. Da Anna auf Dans Annäherungsversuche nur sehr zögerlich eingeht, hetzt er ihr über das Internet den Dermatologen Larry (Clive Owen) auf den Hals. Trotz der eigenartigen Umstände springt wohl auch hier der Funke über und Larry und Anna heiraten letztendlich.

Damit sind alle Hauptpersonen vorgestellt. Der Film dreht sich nun episodenweise um die Beziehungen zwischen Dan und Alice, Anna und Larry. Es beginnt ein ewiges Spiel der Verführung. "Wer schlief nun wann mit wem?" wird in allen möglichen (heterosexuellen) Konstellationen durchexerziert, die Reaktionen der Darsteller untereinander beobachtet, der Drang nach Wahrheit und das Spiel mit der Lüge gut ins Szene gesetzt. Dabei werfen sich die einzelnen Personen allerlei Obszönitäten an den Kopf, um sich dann doch wieder zusammenzuraufen - oder eben auch nicht.

Der Film basiert auf einem Bühnenstück, was man der Szenerie, vor allem aber auch den Dialogen anmerkt. Diese sind sehr gut ausgearbeitet, glänzen durch ihre Schlagfertigkeit und zuweilen tiefsinnigen Andeutungen, fernab von Schmalz oder für diesen Film unpassenden One-Linern. Lediglich die angesprochenen Obszönitäten und der geradezu inflationäre Gebrauch von allerlei Schimpfworten wirkten auf mich etwas irritierend und treffen sicherlich nicht den Geschmack jedes Publikums. Dem Zuschauer wird ein gewisser Grad ein Reife abverlangt, einerseits um die Handlung zu verstehen, andererseits auch um die verschiedenen Situationen und Reaktionen nachvollziehen zu können.

Thematisch wird nahezu jede Facette der amourösen Empfindungen beleuchtet, von der Liebe über Verführung, Verlangen, Eifersucht, Missgunst bis hin zu Rache. Leider bleibt dabei das Publikum aufgrund der sehr aufgesetzt erscheinenden Handlung oft ohne Sympathieträger auf der Strecke. Man erkennt sich sicherlich in einigen Charakterzügen der einzelnen Personen wieder, mitfühlen kann man allerdings so richtig mit niemandem, da jeder den anderen in der einen oder anderen Form betrügt.

So bleibt zum Schluss auch der schale Beigeschmack dessen, dass ich mit meiner eingangs erwähnten prägnanten Aussage den Film doch recht gut beschrieben hätte.

Die gut durchdachten Dialoge, seine subtile Tragikomik und die im großen und ganzen überzeugenden Schauspieler retten den Film über seine Zeit, auch wenn einige Szenen (ich erinnere an den Chat zwischen Dan und Larry oder die Konfrontation zwischen Anna und Larry in ihrem Haus) doch einige Längen aufweisen.

7 von 10 Punkten