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Dogville

Dogville ist eine imaginäre 21-Seelen-Gemeinde in den Rocky Mountains, hier portraitiert von Lars von Trier. Die Handlung spielt zur Zeit der Depression, die Bewohner sind demnach zum Großteil verarmte Dörfler, die von der Außenwelt wenig mitbekommen.

Filmplakat

In dieses verträumte Niemandsland verschlägt es Grace (Nicole Kidman) auf ihrer Flucht vor Gangstern. Ihrer nimmt sich die einzig treibende Kraft im ansonsten zeitlosen Stillstand Dogvilles, der junge Tom Edison (Paul Bettany), an. Er ringt der Gemeinde eine 2wöchige Probezeit ab, in der Grace die übrigen Bewohner davon überzeugen muss, dass sie bleiben darf, wodurch die Dogvillaner ein beträchtliches Risiko eingehen, da Grace polizeilich gesucht wird.

Um im Dorf Fuß zu fassen, sucht Grace nach Arbeit bei den Bewohnern. Da Dogville bisher auch ohne sie klar kam, fällt dies schwerer als erwartet und so wird sie letztendlich mit ein paar Tätigkeiten beauftragt, die eigentlich nicht getan werden müssten. Im Fortlauf der Handlung steigert sich dies allerdings, zunehmend wird sie mit mehr Arbeit konfrontiert, letztendlich erpresst und ausgenutzt bis zum unvermeidlichen dramatischen Höhepunkt und damit Ende des Films.

Dies soll zur Handlung genügen, einer Parabel, die einen Querschnitt durch menschliche Abgründe bildet. Das besondere an diesem Film ist nicht nur seine Dialoglastigkeit, sondern vor allem seine außergewöhnlich spartanische Ausstattung. "Dogville" wurde komplett in einer Lagerhalle gedreht und besteht aus einem grauen Boden, auf dem mit weißer Farbe die Umrisse von Straßen, Häusern, 3 Stachelbeersträuchern und dem Hund aufgemalt sind. Nur wenige Einrichtungsgegenstände zieren das ansonsten ebene Setting, Türen und Wände der Häuser bleiben der Vorstellung des Zuschauers überlassen. Ist dies zu Beginn noch sehr verwirrend, wird es später zum interessanten Stilmittel, da man beispielsweise sehen kann, was der Rest der Dorfbewohner so treibt, auch wenn der aktuell beobachtete Darsteller in seinen eigenen 4 Wänden hockt. Alles in allem ist dies ein Stück, welches genauso auf einer Theaterbühne präsentiert werden könnte, so teilt sich der Film auch theatralisch in einen Prolog und 9 Kapitel, durch die ein allwissender Erzähler das Publikum führt, ihm Handlungen und Gedanken der Darsteller erörtert und mit leicht ironischem Unterton kommentiert.

Die hervorragende Besetzung mit zahlreichen namhaften Schauspielern (man konnte es sich sogar leisten, Udo Kier als namenlosen Gangster zu verheizen, der nicht eine einzige Zeile Text hat) sorgt hier nicht wie beispielsweise bei Ocean's Twelve dafür, trotz eines mageren Plots und schlechter Umsetzung Publikum in die Kinos zu locken, sondern unterstützt die Intensität des Films zusätzlich. Zudem sind Lars von Triers Filme in den seltensten Fällen Publikumsmagneten, und da der Film in den USA spielt, kam die bittere Gesellschaftssatire dort auch dementsprechend schlecht bei Kritikern und Publikum an, die sich auf den Schlips getreten fühlten. Dennoch sollte man sich nicht dazu verleiten lassen, diesen Film ausschließlich auf die USA zu projizieren, denn die menschlichen Verhaltensweisen, die hier karikiert werden, sind international und halten jedem den Spiegel vor die Nase.

Wen diese Beschreibung abschreckt und wer lieber auf Action und coole Einzeiler steht, der wird in diesem Film vermutlich einschlafen. Wer allerdings anspruchsvolles Kino mag und sich auch im Nachhinein noch Gedanken über einen Film machen möchte, dem sei "Dogville" ans Herz gelegt.

9 von 10 Punkten