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Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders

Patrick Süskind hat sich ja lange dagegen gewehrt, die Rechte an der als unverfilmbar geltenden Geschichte "Das Parfum" zu verkaufen, nun fragt man sich, was ihn wohl dazu bewogen haben könnte, es doch zu tun… Vom Buch nun nicht übermäßig beeindruckt habe ich mir nun vor ein paar Tagen das Resultat in Filmform angeschaut.

Filmplakat

Die Story dürfte hinlänglich bekannt sein, da das Buch auch auf den Lehrplänen vieler deutscher Schulen steht. Kurz umrissen geht es um Jean Baptiste Grenouille (Ben Wishaw), seines Zeichens Jungfrauenmörder mit einer Passion für Gerüche auf der Suche nach dem perfekten Duft. Erzählt wird seine Lebensgeschichte von der Geburt auf einem Pariser Fischmarkt bis zu dessen Tod.

Die Buchvorlage strotzt nur so vor Beschreibungen von Gerüchen, Landschaften, Empfindungen, dafür gibt es kaum Dialoge, nur ein allwissender Erzähler führt durch die Handlung. Man durfte also gespannt sein, wie das ganze auf Zelluloid wirkt.

Etwas polemisiert, aber doch passend könnte man sagen: Es wirkt nicht. Dass die Geschichte einen Erzähler braucht, wurde zwar bedacht, doch dieser wird nur spärlich eingesetzt und dafür zahlreiche Dialoge inszeniert, die zwar die Handlung einigermaßen erklären, die Beweggründe der Protagonisten aber zumeist im Dunkeln lassen. Warum ist Richis (Alan Rickman, farblos) so versessen darauf, seine Tochter Laura (Rachel Hurd-Wood, Hauptqualifikation rote Haare) an einen dahergelaufenen Adligen zu verhökern? Warum schnüffelt Grenouille an sich herum, stellt fest, dass er nicht riecht, geht sich dann aber im Regen duschen? Wie landet er überhaupt von einem Augenblick auf den nächsten von seiner Höhle in einem Arbeitsverhältnis in Grasse? Wie schafft es der zierliche Grenouille, eine erwachsene Frau allein in den Blütenkocher zu wuchten? Warum wurde bei der Verfilmung des Stoffs, der weniger durch Action als durch Erzählweise beeindrucken konnte, ausgerechnet an letzterer auch noch gespart? Warum zählt der Film als teuerste deutsche Produktion, wo doch außer dem Mirabellenmädchen (Karoline Herfurth) keine nennenswerte Rolle von einem deutschen Darsteller besetzt wurde? Fragen über Fragen, die man sich wohl lieber nicht stellen sollte.

Der Film hat dennoch einige Höhepunkte. Sehr gelungen fand ich die Darstellung des Parfumeurs Baldini (Dustin Hoffman), der durch seine Mimik dem Zuschauer als eigentlich einziger Sympathieträger im Gedächtnis bleibt. Die Kindheit Grenouilles ist ebenfalls zwar sehr kurz, aber recht solide in Szene gesetzt. Die Aufnahmen in den Pariser Straßen wurden mit Liebe zum Detail umgesetzt, Gerüche werden zumindest versuchsweise durch schnelle Schnitte und Assoziationen impliziert. Grenouille selbst wird von Wishaw zwar nicht überragend, aber immerhin überzeugend dargestellt. Zur Rechtfertigung muss man allerdings sagen, dass es an der Vorlage liegt, dass der Stoff ohne einen Helden, mit dem man mitfiebert, auskommen muss.

Leider geht der Film mit dem Ende Baldinis ebenso baden wie dessen Behausung. Es folgen diverse Längen, in denen man zu keiner Person mehr wirklich einen Bezug herstellen kann. Gelegentlich gibt es Flashbacks zum Mirabellenmädchen, die mir aber zuweilen eher vorkamen, als wolle man dem Zuschauer zur Abwechslung mal wieder ein paar Brüste präsentieren, weil ansonsten ja gerade nichts spannendes passiert.

Sehr schade fand ich, dass der Marquis de la Taillade-Espinasse komplett gestrichen wurde, hier wäre durchaus Potenzial gewesen, Baldini einen humoristischen wie auch schauspielerischen Ausgleich gegenüberzustellen. Stattdessen wird der Rest der Handlung ausgedehnt runtererzählt, hier und da etwas länger verweilt als nötig gewesen wäre, ab und an ein dramaturgisches Element hinzugefügt (so sieht Grenouille sein letztes Opfer bereits vor dem Finale), was aber alles nicht so recht gelingen will.

Über das Ende möchte ich mich nicht zu weit auslassen. Ich empfand das bereits als die schwächste Stelle des Buches und auf Film gebannt wirkt das ganze nur noch gesteigert vom Absurden ins Peinlich-Lächerliche. Die Darsteller kamen mir vor wie auf einem Fotoshooting von Spencer Tunick, nur im Unterschied dazu leb- und lieblos arrangiert in reiner Fleischbeschau ohne Sinn und Verstand… sie könnten einem fast Leid tun.

Alles in allem eine Verfilmung, die so ist wie das Buch abzüglich dessen, was ich am Buch gut fand. Dank Hoffmans Performance und der etwas stärkeren ersten Hälfte des Films gibt's dafür immerhin

5 von 10 Punkten